Wie sollten wir mit dem baukulturellen Erbe von Gebäuden des späten 20. Jahrhunderts umgehen?
Diskussion, Architekturtage 2024
Nach der ersten Diskussionsveranstaltung über den Umgang mit Gebäuden aus der sogenannten „Grazer Schule“ im April 2023 will auch die zweite Veranstaltung den Fokus auf Bauten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts legen. Anlass ist das Motto der Architekturtage 2024 „Gehts noch? Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“, das mit dieser Frage eben auch den verantwortungsvollen Umgang mit dem Gebäudebestand meint.
Anhand zweier Beispiele aus dem Bereich Bildungsbau gehen wir den Fragen nach: Wie wichtig ist der Erhalt dieser Projekte als „Repräsentanten“ für die Lesbarkeit von Baugeschichte und Baukultur in ihrem jeweiligen Umfeld? Wann ist ein Gebäude als erhaltenswert einzustufen? Wie können solche Gebäude energetisch ertüchtigt und neu genutzt werden?
Vorgestellt wird die Sanierung und Erweiterung der Pädagogischen Hochschule in Salzburg, von riccione Architekten. Das aus den 1960er Jahren stammende Gebäudeensemble in Plattenbauweise wurde 2020 saniert und erweitert. 2022 wurde das Gebäude für den Bauherrenpreis nominiert. Das zweite Beispiel ist die als Doppelhauptschule von Viktor Hufnagl geplante Anlage aus den 1970er Jahren in Weiz. Für diesen Schulbau haben Gangoly & Kristiner Architekten eine Planung zur Revitalisierung erarbeitet.
Viele der Bauten aus der Nachkriegsmoderne entsprechen nicht den aktuellen energetischen Standards und sind oft in einem schlechten, baulichen Zustand. Jedoch sensibilisiert die Klimakrise und der bewusste Umgang mit den vorhandenen Ressourcen die Gesellschaft mehr denn je, die bestehende Bausubstanz vor allem aus ökologischer Sicht neu zu bewerten. Denn mit einer Umnutzung kann nicht nur der Lebenszyklus bereits errichteter Gebäude verlängert werden. Die Weiternutzung der vorhandenen Baustrukturen erlaubt die Einsparung von Energie und Materialien, der sogenannten „grauen Energie“, die während der Bau-, Herstellungs-, Transport-, Lagerungs- und Entsorgungsprozesse benötigt werden. Zudem wird die Menge des anfallenden Bauschutts reduziert, die teilweise als Sondermüll entsorgt werden müssten.
PROGRAMM
Präsentationen und anschließende Diskussion: Tilwin Cede, riccione Architekten, Salzburg: Päd. Hochschule in Salzburg Hans Gangoly, Gangoly & Kristiner Architekten, Graz: Mittelschule in Weiz von Viktor Hufnagl Eva Kuß, coabitare / Docomomo Austria, Graz Angelina Pötschner, BDA Burgenland
Begleitend zur Ausstellung findet eine Podiumsdiskussion mit ExpertInnen aus dem Bereich Denkmalpflege, Forschung und Architekturgeschichte im Dialog mit ProtagonistInnen und ZeitzeugInnen der „Grazer Schule“ statt. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wie das Gesamtensemble der „Grazer Schule“ in Graz und innerhalb der Steiermark zu bewerten ist und wer diese Bewertung vornehmen kann bzw. darf.