AT24 im Gespräch: Markus Lackner
People, PorträtMarkus Lackner ist Bauingenieur mit eigener Firma in Villach und hat den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf den konstruktiven Ingenieurholzbau gelegt. Er ist international tätig und lieferte zum Beispiel die Lösungen beim Bau des 100 Meter hohen Holzturms am Kärntner Pyramidenkogel. Lackner exponierte sich stark als Gegner des geplanten Totalabrisses der Kanaltaler Siedlung in Villach. Im Herbst 2023 präsentierte er mit seinen Mitstreiter:innen das Buch „Die Kanaltaler Siedlung – Es geht um alles“.
Mit Bezug zu diesem Engagement erhält Markus Lackner bereits 2017 den Würdigungspreis für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Architektur und für Verdienste um die Baukultur.
Jurybegründung Würdigungspreis
»Herr DI Lackner zeigt in seiner Arbeit große Achtung vor dem umfassenden Anliegen von Architektur und Baukultur, außerdem ist seine beeindruckende Haltung im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die rücksichtslosen Wirtschaftsinteressen und für den Erhalt schützenswerter Bausubstanz (im weitesten Sinne) und die machtlosen Nutzerinteressen im Falle der Kanaltaler Siedlung Villach ohne Rücksicht auf die Konsequenzen in seiner Berufsausübung, zu würdigen. Zukünftig wird so ein Engagement zum Schutze von Bausubstanz mit funktionierenden sozialen Strukturen immer mehr notwendig sein. Auch dieses Mal geht es bei der Würdigung um einen Impuls für eine zukünftige Entwicklung, in der Architekten starke Partner bei der Umsetzung ihrer Ideen brauchen, die mit Engagement und Zivilcourage Stellung beziehen.« – Eva Rubin (Vorsitzende Fachbeirat für Baukultur)
Das Thema der Architekturtage 2024 ist „Geht’s noch? Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“. Was geht Ihrer Meinung nach in diesem Kontext nicht mehr?
Die Ausbeutung der Flächen und Ressourcen muss ein Ende haben. Bei Bauaufgaben aller Art, haben wir bis jetzt dem ersten Reflex gefolgt und auf die grüne Wiese gebaut, oder alles abgerissen, weggeworfen und dann neu gebaut. Oft mit dem Argument, dass das Bestehende die Freiheit einschränken würde. Es ist ganz einfach: Die Reflexe müssen sich ändern. Sanierung first!
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen vor denen die Architektur, das Ingenieurswesen und die Baukultur stehen?
Die Herausforderungen gibt es nur im eitlen und faulen Kopf, technisch ist alles möglich. Ökonomisch müssen wir zu einer umfassenderen Betrachtung, unter Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Kriterien kommen. Das nennt man dann Nachhaltigkeit.
Was sind Ihre persönlichen drei Wünsche an eine zukunftsfähige Bauwirtschaft und Bausektor?
Ich wünsche mir, dass nur noch gebaut wird, wenn ein Gebäude gebraucht wird, und nicht damit Investoren, Architekten, Ingenieure oder die Bauwirtschaft Arbeit hat. Ich wünsche mir, dass verstanden wird, dass Wohnungen kein Produkt sind, mit denen man handeln und spekulieren darf, wie es gerade Spaß macht.
Wie leben und wohnen die Menschen in 50 Jahren?
Ich hoffe, wir bringen Leben und Arbeiten, Alt und Jung, reich und arm wieder zusammen. Ich hoffe, die Autos werden zu 80 Prozent aus dem Stadtbild verschwinden. Die Gebäude werden klimaneutral betrieben werden!