AT24 im Gespräch: Marie-Theres Okresek
People, PorträtMarie-Theres Okresek, Landschaftsarchitektin, Ziviltechnikerin, Gründungsmitglied bauchplan ).(, Gastkritiken an unterschiedlichen Universitäten, ehem. Vorstandsmitglied IG Architektur, Juryvorsitz Deutscher Städtebaupreis 2023. Das Netzwerk bauchplan ).( - Landschaftsarchitektur und – Urbanismus - initiiert seit über 20 Jahren offene Gestaltungsprozesse im transdisziplinären Kollektiv. Eines der Hauptziele ist es, Städte im Klimawandel zu lebenswerten Orten zu transformieren. Die Beiträge zur gebauten Umwelt und planerischen Impulsen reichen von großmaßstäblichen regionalen Strategien bis zur Gestaltung öffentlicher Räume, meist in differenzierten partizipativen Prozessen. Zahlreiche Preise, wie z.B. Polis Award 2022 Kommunikative Stadtgestaltung 3. Platz, Bayerischer Landschaftsarchitektur Preis 2020 Landschaftsarchitektur für Kinder, Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2018, Deutscher Städtebaupreis 2016.
»Die Baukultur braucht eine neue Risikokultur, mit Mut zum Experiment! Vielfältige Lösungsansätze sind gefragt, wir müssen Fehler im Sinne des kollektiven Lernens riskieren!« –Marie-Theres Okresek
Das Thema der Architekturtage 2024 ist „Geht’s noch? Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“. Was geht Ihrer Meinung nach in diesem Kontext nicht mehr?
Was nicht mehr geht ist business as usual. Raus aus dem abgesicherten Modus! Dabei müssen wir unmittelbar handeln, und nicht auf externe Lösungsvorschläge warten! Kein Auftrag darf mehr nach alten Standards abgewickelt werden, auch wenn sich das die meisten Beteiligten wünschen. Nun gilt es für alle, Komplexität als Chance zu verstehen, bewusst Verantwortung zu übernehmen und auch risikobehaftete Entscheidungen zu treffen!
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen vor denen die Architektur, das Ingenieurswesen und die Baukultur stehen?
Wir brauchen einen neuen Umgang und Mut zum Bauen im Bestand, dafür muss unsere Branche von oft gewohnten Wegen abweichen, aber es sind auch unbedingt die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen (Haftung bezüglich Abgb, Bauordnungen, Oib, Normen etc.)!
Greenwashing muss ein Riegel vorgeschoben werden, wir müssen uns der Scheinnachhaltigkeit verweigern! Die Baukultur braucht eine neue Risikokultur, mit Mut zum Experiment! Vielfältige Lösungsansätze sind gefragt. Wir müssen Fehler im Sinne des kollektiven Lernens riskieren!
Was sind Ihre persönlichen drei Wünsche an eine zukunftsfähige Bauwirtschaft und Bausektor?
Eine CO2-Besteuerung, die reale Folgen abbildet, Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft muss attraktiv sein! Normen und Gesetze, die neue Lösungswege ermöglichen! Als Zielpublikum wünsche ich mir unsere Urenkel!
Wie leben und wohnen die Menschen in 50 Jahren?
In 50 Jahren haben wir hoffentlich eine gerechtere Stadt. Wir sind froh um unsere zahlreichen Infrastrukturschneisen, die im Moment die Städte zerschneiden. Dann werden sie verbindende Parks sein, unsere Straßen sind unsere letzte verbliebene Freiraumressource. Es entstehen vermehrt demokratische Räume, die zudem auch als wichtige innerstädtische Retensionsflächen fungieren. Das anfallende Regenwasser, Grau- und Schwarzwasser wird endlich auch dem öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt, die Städte werden (so der Traum) lebenswerter sein als heute!