AT24 im Gespräch: Elina Kränzle
People, PorträtElina Kränzle geht als Stadtforscherin der Politik öffentlicher Räume auf den Grund, die sie an der Schnittstelle von Alltagsleben, Diskursen und sozialen Kontexten erforscht. Sie arbeitet am Social Design Studio, Universität für Angewandte Kunst Wien.
Das Thema der Architekturtage 2024 ist „Geht’s noch? Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“. Was geht Ihrer Meinung nach in diesem Kontext nicht mehr?
Ein unkritischer Umgang mit der Erneuerung öffentlicher Räume als „ordnungspolitische Infrastrukturmaßnahme“. Oft geht diese mit einer Kommerzialisierung einher, aber auch mit bestimmten Verboten – mit wiederum problematischen Verdrängungseffekten. Alle Stadtbewohner*innen, aber besonders vulnerable Gruppen oder auch Jugendliche brauchen konsumfreie Räume in der Stadt – der Zugang zu und die Sichtbarkeit in öffentlichen Räumen ist die Basis für die Teilhabe an Kultur und Politik einer Gesellschaft.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen vor denen die Architektur, das Ingenieurswesen und die Baukultur stehen?
Wie können wir uns in einer heterogenen Gesellschaft in Planungs- und Bauprozessen auf kollektive und relationale Werte und gemeinsame Ziele einigen? Im Spannungsfeld zwischen ökonomisch-rationalen Maßgaben und Fragen der sozialen Gerechtigkeit öffentlichen Handelns stehen Architekt*innen und Planer*innen vor der Herausforderung auf unterschiedlichste Bedürfnisse und Wünsche einer pluralistischen Gesellschaft einzugehen und dabei nicht aufkommende Generationen zu vergessen.
Was sind Ihre persönlichen drei Wünsche an eine zukunftsfähige Bauwirtschaft und Bausektor?
Wir dürfen kommenden Generationen nicht die Zukunft verbauen! Dafür brauchen wir eine Debatte über die Werte und Ziele von Planung und Baukultur. Wie kann der Bausektor zu einer sozial- und generationengerechten Gesellschaft beitragen, zu Städten und Gemeinden für ihre (zukünftigen) Bewohner:innen statt für Profit?