Baukunst im Kino
Architektur-FILM-Reihe
FilmprogrammFilm und Architektur sind seit mehr als einem Jahrhundert Geschwister und haben sich wechselseitig in Form, Ästhetik, Wahrnehmung und Bildsprache beeinflusst. Seit jeher stehen sich Bau- und Bildkunst nahe: FilmemacherInnen interessieren sich für Design, Architektur wie Stadtgestaltung. PlanerInnen schenken dem bewegten Bild steigende Aufmerksamkeit und erkennen im Kino einen "Motor der Architektur", wie der Schweizer Architekt Bernard Tschumi es formuliert.
Das bewegte Bild kann die Führung durch einen Bau beinahe ersetzen, meinte Bruno Taut schon 1914. Doch kann das Kameraauge noch viel mehr einfangen als das menschliche: Im Zeitraffer beispielsweise kann es die Entstehung eines Baus oder die Veränderungen des Lichtes im Laufe des Tages zeigen. Dennoch bleibt der Film eine zweidimensionale Arbeit, die immer nur eine Vorstellung des dreidimensionalen Raumes suggeriert. Um als „Transportmedium“ zu funktionieren, ist er auf unsere räumliche Erfahrung und Projektion angewiesen. Der Film macht das Betrachten eines realen Raumes folglich nicht überflüssig und versteht sich darum auch als Einladung, das eine oder andere der vorgestellten Baujuwele in Natura zu besuchen.
Die Filmreihe - ZUM PROGRAMM: RUNTERSCROLLEN - widmet sich dem vielfältigen Aufgabenspektrum von ArchitektInnen und bietet Einblick in die kreativen Prozesse dieses Berufsstandes. Dabei werden heimische wie internationale BaukünstlerInnen und deren Werk präsentiert. Das Programm gliedert sich in sechs Filmblöcke; geboten werden neun Filme (im Kino im Kesselhaus) und ein Videowalk (im Kremser Stadtpark). Im Anschluss an die einzelnen Blöcke sind VertreterInnen beider Genres zu Gespräch und Diskussion geladen - Moderation: Heidrun Schlögl.
EINTRITT FREI!
Für die Filmvorführungen werden pro Filmblock Zählkarten ausgegeben, die bis spätestens 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn des jeweiligen Filmblocks an der Kinokasse abzuholen sind. ORTE nimmt dazu KEINE Anmeldungen entgegen. Die Karten können online für die einzelnen Filmblöcke ab Mitte Mai reserviert werden ausschließlich über die Website www.kinoimkesselhaus.at, auf der Programmseite, bzw. dort bei den einzelnen Filmblöcken.
PROGRAMM
Freitag, 8. Juni
15.30 - 17.45 h Filmblock 1
Die Böhms – Architektur einer Familie, D 2014 | 87 Minuten
Gottfried Böhm beschäftigt sich selbst im hohen Alter mit Bauvorhaben. Seinen Söhnen gelang es, mit eigenen Bauten aus des Vaters Schatten zu treten. Seine Frau, das emotionale Zentrum der Familie, war ebenfalls Architektin. Der vielfach ausgezeichnete Film dokumentiert Arbeit, Bauten und Leben der Böhms.
Gespräch mit dem ArchitektInnenpaar Martina Barth-Sedelmayer und Michael Barth:
Über das Leben in einer Architektenfamilie.
Pause von 15 Minuten
18.00 - 19.15 h Filmblock 2
Sechs Architekten vom Schillerplatz, Ö 1977 | 50 Minuten
Die vor mehr als 40 Jahren entstandene Reportage porträtiert die Leitfiguren der österreichischen Architektur der Spätmoderne: Hans Hollein, Wilhelm Holzbauer, Gustav Peichl, Johann-Georg Gsteu, Johannes Spalt und Josef Lackner.
Gespräch mit der Architekturhistorikerin Maria Welzig:
Über österreichische Architekturpioniere, die Spätmoderne und den heutigen Umgang mit dem baukulturellen Erbe.
Pause von 30 Minuten
19.45 - 21.15 h Filmblock 3
Umbautes Licht – Manifest der Industriearchitektur (Peter Behrens),
D 1993 | 25 Minuten
Eine Dokumentation der Arbeit des autodidaktischen Architekten Peter Behrens für die Fabrikwerke Hoechst in Frankfurt am Main (1924 eingeweiht) als expressionistisches Gesamtkunstwerk, das sich des chemischen Kristalls, der Spektralfarben und der mittelalterlichen Festung als Leitmotive bedient.
Mit Licht gebaut – Ein Lebensschiff von Hans Scharoun, D 2012 | 27 Minuten
Das Haus Schminke, ein Ikone organischen Bauens, von Hans Scharoun (1893 – 1972) für die Familie des Nudelfabrikanten Fritz Schminke erbaut, zitiert mit Bullauge, Kommandobrücke und Außentreppe augenfällig aus der Schiffsarchitektur, was im prompt die Bezeichnung „Nudeldampfer“ einbrachte.
Gespräch mit Gregor Radinger vom Lichtlabor der Donau-Universität Krems:
Über die Bedeutung natürlicher Lichtquellen im Raum.
Pause von 15 Minuten
21.30 - 23.45 h Filmblock 4
Tadao Ando – Von der Leere zur Unendlichkeit, D 2013 | 52 Minuten
Im Zentrum stehen Persönlichkeit, Inspiration und Motivation des japanischen "Meisters des Minimalismus", dessen Architektur aus Sichtbeton eine spektakuläre Verbindung zwischen Tradition und zeitgenössischer Moderne schafft. Vorgestellt werden Gebäude aus Japan, Italien und Deutschland sowie der Büroalltag im Büro in Osaka.
Zaha Hadid – Gebaute Vision, D 1994 | 47 Minuten
2016 verstorben, war sie nicht nur die Diva unter den Superstars der Baukunstszene, sondern auch eine der eigenwilligsten, kreativsten und innovativsten Entwerferinnen unserer Zeit. Als einzige Frau mit Weltgeltung im Herrenklub der internationalen Elitearchitekten genoss sie den Ruf einer schillernden Persönlichkeit.
Gespräch mit den ArchitektInnen Hemma Fasch und Lukas Göbl:
Über die Bedeutung der Handzeichnung und des Experimentierens,
über Männer und Frauen im Architekturalltag sowie den zunehmenden Starkult.
Samstag, 9. Juni
"Man muss immer einen Umweg machen, eine Interpretation finden, um zu verstehen, was Architektur räumlich meint." Christoph Schaub
9.30 - 13.00 h Filmblock 5
Zum Abschluss der Architektur-Film-Reihe hat ORTE den Schweizer Regisseur Christoph Schaub eingeladen und zeigt drei seiner schönsten Architekturdokumentationen:
Il Girasole – un casa vicino a Verona, CH 1995 | 17 Minuten
Sich dem späten italienischen Futurismus widmend, wirft die Hommage an das wahrscheinlich außergewöhnlichste Haus Italiens einen Blick auf die Technik der auf rötlichem Stein prangenden silbrigen Villa inmitten eines Parks, die sich, dem Sonnenverlauf folgend, um die eigene Achse dreht: Il Girasole - die Sonnenblume.
Lieu, funcziun e furma – l’architectura da Gion A. Caminada e Peter Zumthor,
CH 1996 | 24 Minuten
Beide Architekten leben und arbeiten in Graubünden, dem von alpinen Landschaften und Skipisten geprägten, sich zwischen bäuerlicher Tradition und Freizeitindustrie bewegenden Kanton. Caminada wie Zumthor streben in ihrer Arbeit nach Einfachheit, Essentiellem und Reduktion und kommen zu unterschiedlichen architektonischen Lösungen.
Pause von 15 Minuten
Bird’s Nest – Jacques Herzog & Pierre de Meuron in China, CH 2008 | 88 Minuten
Während der Langzeitbeobachtung der Errichtung des National Stadium in Peking für die Olympischen Spiele 2008 entstand ein atemberaubender Film, der nicht nur wegen seiner Zeitrafferaufnahmen weltweit für Aufsehen sorgte. Im Zentrum steht neben der Errichtung der Sportstätte die Konzeptionierung eines Stadtteils für 300.000 Menschen.
Gespräch mit Christoph Schaub (Filmemacher):
Über die Herausforderungen des Architektur-Filmens.
ab 15.00 h Filmblock 6
Treffpunkt vor der Galerie Stadtpark, Wichnerstraße, 3500 Krems
FONTÄNEN, A/D 2017/18 | 15 Minuten
Die Bildende Künstlerin und Landschaftsarchitektin Antje Seeger setzt den Springbrunnen im Kremser Stadtpark in Beziehung zu Bildern und Sequenzen aus Kunst und Kino, die sich in essayistischer Weise mit dem „Verschwinden“ von Zeit auseinandersetzen - ein interaktiver Videospaziergang rund um das "Wilhelm Reindl".
Zur Eröffnung sprechen:
Gregor Kremser, Leiter des Kulturamtes der Stadt Krems,
Gabriele Ecker, Bereichsleiterin Kunst im Amt der NÖ Landesregierung
Im Anschluss: Gespräch mit der Artist in Residence Antje Seeger:
Über ihre Arbeit sowie die Entstehung und Umsetzung von FONTÄNEN.
Programmgestaltung und Moderation: Heidrun Schlögl.
Träger des Projekts ist der Verein Architekturtage – eine gemeinsame Initiative der Kammern der ZiviltechnikerInnen und der Architekturstiftung Österreich. Die Detailprogramme in den Bundesländern werden – in Absprache mit den Länderkammern – von den regionalen Architekturhäusern kuratiert und organisiert.