Burgenland: Offene Gebäude - Genussakademie Burgenland

Kategorie Geführte Touren
Datum Samstag
4. Jun 2016
Beginn 13:30
Ende 14:15
Treffpunkt Genussakademie Burgenland, Hauptstraße 57, A-7082 Donnerskirchen (siehe Karte)

ARCHITEKTURTAGE 2016

Der historisch bedeutsame Gutshof in Donnerskirchen, der von der Barockzeit an bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts das zentrale Weingut der Domaine Esterhazy beherbergte, ging aus einem hochmittelalterlichen Rittergut hervor. Der evangelische Freiherr Christoph Leisser von Idolsberg – ein Waldviertler Ritter – baute ab dem Jahr 1612 das nach den Bocsay – Aufstand niedergebrannte, mittelalterliche Rittergut, das sich an dieser Stelle befand, zu einem Renaissanceschloss, einer Vierflügelanlage, aus. Wesentliche Teile dieses Schlosses wurden in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts leider abgebrochen. Vom Schloss sind heute nur mehr zwei Flügel sowie ein reduzierter Torturm vorhanden. In der Epoche des Dritten Reiches wurde der Donnerskirchner Edelhof leider zu einem Schauplatz unrühmlicher Ereignisse. In den Kellern der Anlage waren nämlich Zwangsarbeiter einquartiert, die an der Errichtung des sogenannten Ostwalls arbeiten mussten. Ein neu errichteter, stiller Gedenkraum im Kellerhals erinnert an diese traurige Epoche. Nach dem Zweiten Krieg kam es zum bereits erwähnten Abbruch eines Schlossflügels sowie zur Aufteilung des verbliebenen Anwesens auf zwei verschiedene Eigentümer. Nach einer umfassenden Renovierung im Jahr 1975 etablierte sich in den Resten des Renaissanceschlosses eine weithin bekannte, gastronomische Einrichtung. Seit Mai 2015 beherbergt dieses beeindruckende und denkmalgeschützte Baujuwel das Zentrum der Genusskultur des Burgenlandes, nämlich die Genussakademie Burgenland. Wein, Kulinarik, Wellness, Kultur und Landschaft wurden unter der neuen Marke Genuss Burgenland zusammengefasst, ein modernes Konzept, um Produzenten und Konsumenten, Einheimischen und Gästen der Genussregion Burgenland gleichermaßen eine zeitgemäße Plattform zu bieten. Viele kleine Vereine, aber auch die 13 Genussregionen des Burgenlandes sind ab nun im Verein Genuss Burgenland zusammengefasst und finden in der neu eröffneten Genussakademie Burgenland in Donnerskirchen eine neue Heimat. Dort werden Schulungen, Kurse und Veranstaltungen stattfinden, alle agrarischen Genussprodukte, aber auch Schmankerlwirte, Urlaub am Bauernhof und ähnliche Initiativen sollen in diesem neuen Kompetenzzentrum rund um das (agrarische) Genießen eine neue Heimat finden. Vor allem das gemeinsame Marketing wird neben den publikumsorientierten Kursen und Seminaren im Zentrum der Tätigkeiten der neuen Akademie stehen. Der Geschäftsführer des Vereins Genuss Burgenland und damit auch der neuen Genussakademie Burgenland ist Mag. Christian Zechmeister, der auch schon Geschäftsführer des Vereins Wein Burgenland ist.

Bei Planungsbeginn wurde ein leergeräumter, ehemaliger Gastronomiebetrieb vorgefunden. Nach einer ausführlichen denkmalpflegerischen und archäologischen Befundung durch das Bundesdenkmalamts sah der Entwurf vor, die bestehende und denkmalgeschützte Struktur weitgehend zu übernehmen. Allerdings sollten rezente Einbauten abgebrochen und bereinigt werden. Für die geplante Nutzung des Objekts als Genussakademie Burgenland war es allerdings notwendig, sämtliche öffentlich zugängliche Flächen barrierefrei zu gestalten. Am hinteren Grundstücksende entstand daher ein zentraler Zubau, der neben dem Empfang die WC – Gruppe, ein Sessellager sowie in einem aufgesetzten Stockwerk die Haustechnik enthält. Solcherart entstand ein großzügiger, hoher Raum mit einer mobilen Bar, von dem aus man das Herzstück der Genussakademie betritt: den hochbarocken, gewölbten Veranstaltungsraum, wo in der Vergangenheit die Weinpressen des Esterhazyschen Weingutes aufgestellt waren. Im ältesten, nordwestlichen Trakt des ehemaligen Schlosses, der bis auf das Spätmittelalter zurückgeht befindet sich in wunderbaren Gewölberäumen ein Shop als zentrale Informations- und Anlaufstelle der Genussakademie. Von dort aus wird der mit grünem Schiefer belegte sogenannte Genusskeller erschlossen, worin sich von der Käsereifung über das Brotbacken bis hin zur allgegenwärtigen, burgenländischen Weinkultur alles um das Reich der Sinne und den sprichwörtlichen, guten Geschmack dreht. Der Genusskeller ist über eine Stiege mit der neu errichteten Lehrküche und damit auch wieder mit dem zentralen Veranstaltungsraum verbunden. Dieser Küchenzubau mit seinem steilen Walmdach tritt formal im Gebäudeensemble kaum in Erscheinung. Auch das zentrale Empfangsgebäude ist in seinem Auftreten schlicht. Der Neubau ist mit einer sägerauhen, grau lasierten Fichtenholzfassade verkleidet, das sowohl formal – große Öffnung in großem, geschlossenen Volumen – als auch in seiner Oberflächenhaptik anleihen bei den historischen Stadlbauten nimmt, die schon in den sechziger Jahren in dem legendären Buch Anonymes Bauen Nordburgenland von Roland Rainer eine tragende Rolle gespielt haben. Auch die Hofgestaltung ist äußerst schlicht. Die historischen Putzfassaden haben in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt wiederum ihre charakteristische, weiße Färbelung zurückbekommen. Die Hofflächen sind mit Wiener Würfeln gepflastert. Vor dem neu errichteten, zentralen Empfangsgebäude ist eine durch Sandsteinmauern eingefasste, holzbelegte Terrassenfläche entstanden, die sich an einen großen Lindenbaum anlehnt. In den Randbereichen der Hofanlage wurden bestehende Baumgruppen ergänzt sowie durch standorttypische Süßmandelbäume und durch Gräser und Kräuter des pannonischen Raums ergänzt. Über zwei historische, überdachte Außenstiegen mit Eichenholzstufen erreicht man die nicht öffentlichen Büro- und Seminarräume im 1. Stock. Zum Straßenraum hin ist ein wunderbar gewölbter Trakt für die Installation eines eigenständigen und natürlich ebenfalls barrierefreien Bistros vorbereitet. In den historischen Kellern des Edelhofes befinden sich neben Lagerflächen das neu eingerichtete, burgenländische Weinarchiv, aber auch weitere wunderbare, der Weinkultur gewidmeten Gewölbe für die öffentliche Nutzung. (Text: Architekt)

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Programmgestaltung und Information:

ARCHITEKTUR RAUMBURGENLAND
Pfarrgasse 16/1 · A-7000 Eisenstadt
T +43 (0) 676/728 42 03
www.raumburgenland.at

Organisation: DI Heinz Gerbl

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